Garnelen, Scampis, Krabben – diese Meeresfrüchte liebe ich und könnte sie ständig essen. Da sie jedoch zu der etwas höherpreisigen Gattung der Nahrungsmittel gehören, stehen sie natürlich nicht ständig auf meinem Speiseplan. Den Genuss von Scampis und Co. habe ich erst recht spät kennengelernt. Bei uns Zuhause gab es in meiner Jugend nie dergleichen. Das lag hauptsächlich daran, dass meine Oma uns bekocht hat, da meine Mum berufstätig war. Und Omas sind eine andere Generation, die wunderbar kochen können, aber meistens bei ihrer Hausmannskost bleiben.
So bin ich das erste Mal mit Krabben in Kontakt gekommen, als ich nach meiner Ausbildung eine Freundin an der Nordsee besucht habe. Der gleiche Arbeitgeber hat uns damals zusammengeführt bis sie sich entschied, ihrer niedersächsischen Heimat ade zu sagen, um an der Küste in ein neues Lebensabenteuer zu starten. Ihr Umzug in den Norden hat mich damals sehr traurig gestimmt, denn wir waren gut befreundet und ich hatte die Befürchtung, dass unser Kontakt auf die Entfernung abbrechen würde. Eine unbegründete Angst, denn heute können wir auf eine knapp 30 Jahre anhaltende Freundschaft zurückblicken.
Später durfte ich dann feststellen, dass es viele Vorteile mit sich bringt, eine Bezugsperson an der Nordseeküste zu haben. Da meine Freundin unter anderem auch zwei Ferienwohnungen vermietete, hatte ich immer eine Anlaufstelle, wenn ich eine Auszeit vom Alltag brauchte. Ein verlängertes Wochenende im Frühjahr und Herbst wurde fester Bestandteil meiner Jahresplanung und hat unseren Kontakt so nie abreißen lassen.
Bei meinen Besuchen habe ich dann nach und nach die Köstlichkeiten der Meerestiere kennengelernt. Da gab es den obligatorischen Krabbensalat oder das Krabbenrührei zum Frühstück. Als Nachmittags-Snack das frische Majtes-Brötchen mit Zwiebeln oder in Aioli eingelegte Scampis mit ofenfrischem Baguette. Surf and Turf wurde zu meinem absoluten Favoriten – eins vom Wasser und eins vom Land – was in den meisten Fällen Garnelen und Steak beinhaltet. Den besten Seeteufel habe ich dort mal zu Silvester gegessen und sowieso schmeckt Fisch viel besser, wenn er in Küstennähe verspeist wird.
Wenn ich nach Rezepten stöbere und das Wort Garnelen lese, zieht es sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Auch bei ungewöhnlichen Kombinationen schaltet sich meist mein Experimentiermodus an. So geschehen, als ich das Kürbis-Carpaccio mit gebackenen Riesengarnelen auf der Seite von Sternekoch Johann Lafer entdeckte. Kürbis, Gurke, Melone und Garnelen hörte sich für mich erst mal abenteuerlich an. Das Ausprobieren dieses Rezeptes hat sich auf jeden Fall gelohnt und deshalb möchte ich es dir ans Herz legen und sehr gern vorstellen.
Der geschmacksintensive Sud, in den der in feine Scheiben geschnittene Kürbis für mehrere Stunden eingelegt wird, ist einfach vortrefflich. Die Säure von Essig, die Schärfe von Chili und Ingwer, die Süße von Honig und die Würze von Sojasauce passen wunderbar zum Kürbis und harmonieren ebenso mit den in Würfel geschnittenen Gurkenstückchen und der Honigmelone. Gurken und Melone werden wiederum zusätzlich noch mit Wasabi, Gewürzen und Olivenöl angemacht.
Das Highlight am Kürbis-Carpaccio sind für mich auf jeden Fall die herrlich knusprig gebackenen Riesengarnelen. Die crispy Hülle erhalten sie durch eine Panade mit Pankomehl, einer asiatische Form von Paniermehl. Der Unterschied liegt in der Konsistenz. Pankomehl ist wesentlich flockiger und gröber verarbeitet. Das liegt daran, dass das deutsche Paniermehl auch die bräunliche Kruste enthält. Panko besteht aber nur aus dem Brotinneren.
Die gewürzten und in Mehl, Ei und Panko panierten Garnelen werden in Öl ausgebacken, bis ihre Hülle eine schöne goldbraune Farbe angenommen hat. Sie sind dann außen herrlich knusprig und innen immer noch schön zart. Hübsch angerichtet zusammen mit den marinierten Kürbisscheiben und dem Gurken-Melonen-Salat ergibt dieses Rezept eine ganz fantastische Vorspeise. Wäre das nicht auch für dich mal eine attraktive Variante, Kürbis etwas anders aufzutischen?
Zutaten
ca. 250 g Muskat-Kürbis
1 rote Chilischote
25 g Ingwer
100 ml Reisessig
2 - 3 El Honig
1 El Sojasoße
1 kleine Salatgurke, ca. 170 g
½ weißfleischige reife Honigmelone, ca. 300 g
1 TL Wasabipaste
2 - 3 El Olivenöl
8 Riesengarnelen, küchenfertig ohne Schale und Darm
Kalahari Salz
Malabar Pfeffer
Mehl zum Wenden
1 Ei
ca. 100 g Pankomehl
ca. 100 ml Frittieröl
Kresse zum Bestreuen
Zubereitung
Kürbis putzen und in dünne Scheiben schneiden. Dies geht am besten mit einer Aufschnittmaschine. Aus den Scheiben Kreise mit ca. 5 - 6 cm Durchmesser ausstechen. Chili in feine Streifen schneiden, Ingwer schälen und fein reiben. Beides mit Essig, Honig, Sojasoße und 100 ml Wasser aufkochen, Kürbisscheiben in den heißen Sud legen und darin etwa 4 Std. ziehen lassen.
Inzwischen Gurke schälen, der Länge nach vierteln und das Kerngehäuse entfernen. Gurken-Viertel würfeln. Melone halbieren, Kerne herauskratzen, Melonenfruchtfleisch ebenfalls würfeln. Beides mit Wasabi, Olivenöl und 2 - 3 El vom Sud gründlich mischen und mit Salz und Pfeffer würzen.
Riesengarnelen abbrausen, trocken tupfen, salzen, pfeffern und in Mehl wenden. Danach in verquirltem Ei wenden, dann in Pankomehl panieren und in heißem Öl in einer großen Pfanne goldbraun ausbacken. Garnelen auf Küchenpapier abtropfen lassen und warm halten.
Kürbisscheiben aus dem Sud nehmen, abtropfen lassen und kreisrund leicht überlappend auf Teller legen. In die Mitte den Gurken-Melonen-Salat verteilen, gebackene Reisengarnelen darauf setzen. Etwas von dem Sud als Marinade mit Chili und Ingwer auf die Kürbisscheiben und den Salat träufeln und mit Kresse bestreut servieren.